Anlässlich der Ausstellungseröffnung im Rathaus zur Verfolgung Homosexueller in Hamburg von 1919 bis 1969 wurde ich von Journalistinnen gefragt, in welchem Museum die Ausstellung meines Erachtens ihren Platz finden sollte. Spontan habe ich geantwortet: "Im HamburgMuseum(Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall)." Schließlich geht es um das Schicksal von Hamburgerinnen und Hamburger bzw. das, was ihnen in Hamburg angetan wurde.
Nun hatte ich mir in dem Museum zuletzt zum wiederholten Male die Ausstellungsräume zur Geschichte der Juden in Hamburg angesehen. Ansonsten erinnerte ich mich an endlose Schiffsreihen, sympathisch veraltete Einrichtungen mit Knöpfchen zum Drücken und eine lange Suche nach dem Schulterblatt (vom Wal). Also beschloss ich heute spontan, mir das Ganze nochmal anzusehen und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, um doch noch die Lindley-Ausstellung zu sehen (siehe nächster Beitrag).
Um es gleich vorweg zu sagen: Es wäre der richtige Platz! Davon bin ich jetzt mehr denn je überzeugt. Denn das Museum hat merkwürdige blinde Flecken - da schadete es gar nicht, den einen oder anderen Aspekt der Geschichte Hamburgs hinzuzufügen. Jedenfalls gibt es im Untergeschoss in einem vor kurzem überarbeiteten Teil zwar einige Schautafeln zu Verfolgten der Nazizeit, aber nur zu Judenverfolgung, Verfolgung politischer Gegner und Verfolgung von Menschen mit anderem Musikgeschmack. Menschen mit Behinderung, Roma und Homosexuelle werden lediglich in einem Halbsatz knapp erwähnt.
Tja, und wie das denn so ist: Nachdem ich dies festgestellt hatte, bin ich nochmal mit einem neuen Blick durch die Museumsräume. Mit gleichstellungspolitischer Brille betrachtet lässt sich festhalten - a) Hamburger Geschichte ist Männersache, Frauen tauchen wirklich nur am Rande (bzw. im häuslichen Rahmen) auf, b) gesellschaftliche Umbrüche der letzten jahrzehnte beinhalten zwar die Hafenstraße, Atomkraftgegner und die Grünen, aber keine feministische Bewegung (noch nicht mal die reine Frauenliste der GAL) und c) Sex spielt keine Rolle, selbst wenn es um Vergnügungen, Unterhaltung und St. Pauli geht (wenn man von einer einsamen Aufnahme im Schmidt's mal absieht). Irgendwie bemüht seriös, daher prüde!
Dann habe ich aber in einem kleinen Kabinett doch noch etwas gefunden: Zumindest vorübergehend ist ein Gemäde der Malerin Else Haensgen-Dingkuhn zu sehen, das das Leben auf der Großen Freiheit zeigt.