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KULTUR

Vielfalt und Lebendigkeit

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Zukunft der Rudervereinigung Bille sicherstellen: Finanzierung übertragen und Standort dauerhaft bereitstellen

Die Vollendung der Hafencity nähert sich mit großen Schritten, die letzten Grundstücke sind vergeben und bilden nun den Abschluss der Gesamtentwicklung. Der Blick wendet sich zunehmend in Richtung Grasbrook, dem Stadteingang Elbbrücken und darüber hinaus Richtung Veddel, Rothenburgsort und des gesamten Raumes rund um das Bille-Becken. Dabei müssen die Entwicklung der Quartiere und die Nutzbarmachung von Flächen für gesamtstädtische Interessen gemeinsam betrachtet werden.

So steht seit vielen Jahren und Jahrzehnten der Raum um den ehemaligen Huckepackbahnhof sowie den westlichen Teil von Rothenburgsort mit seiner Verkehrsinfrastruktur ("Kleeblatt") aus den 70er Jahren im Fokus der Betrachtung von stadtentwicklungspolitischer Veränderung und Verdichtung.

Zu diesem Zweck wurde als Tochtergesellschaft der Hafencity GmbH (HCH) die Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co.KG (BBEG) gegründet, um eine möglichst konsistente Stadtentwicklung vornehmen zu können.

Der Stadteingang an den Elbbrücken, quasi das Eingangstor zur Innenstadt Hamburgs, die Überführung des ehemaligen Huckepackbahnhofs in eine gewerbliche und industrielle Zukunft des 21. Jahrhunderts sowie die Entwicklung weiterer Gewerbeflächen bis zum Billebecken werden hier als Aufgaben gesehen.

Als einen der ersten wahrnehmbaren Schritte für den Betrachtungsraum "Billebecken" hat die BBEG ein Workshop-Verfahren zur Vorbereitung des Funktionsplanes aufgestellt, dessen vorbereitende Ideen eine erhebliche Veränderung und Verdichtung gewerblicher Nutzungen vorsieht. Neben einer ganzen Reihe von im Falle der Umsetzung zu verlagernder Gewerbebetriebe befindet sich an einer städtebaulichen Schlüsselposition (Bei der Grünen Brücke 3) seit den 1960er Jahren die Rudervereinigung Bille von 1896 e.V. (RV Bille) mit ihrem Bootshaus. Die RV Bille hat das genutzte Grundstück am Wasser von der FHH bis 2037 gepachtet. Angesichts der sich abzeichnenden Entwicklungen und Interessenkonflikte hatte die Bürgerschaft bereits 2017 mit Beschluss vom 13.9.2017 (Drs. 21/10073) festgelegt, dass der Verein mit seinen Anlagen am Standort verbleiben und Bootshaus und Vereinsheim saniert und ausgebaut werden sollen. Der RV Bille sollten unter der Voraussetzung der Beibringung von Eigenanteilen über den Sanierungsfonds 450.000 Euro für die Maßnahmen des Bootshauses zur Verfügung gestellt werden. Dieses Ersuchen konnte bisher nicht umgesetzt werden. Die Mittel wurden daher nicht abgerufen und notwendige Modernisierungsarbeiten der Infrastruktur nicht durchgeführt werden. Stattdessen wurde seitens der BBEG versucht, eine Alternativfläche für die langjährig gewachsene Nutzung zu identifizierten, was trotz intensiver Bemühungen bisher nicht gelungen ist.

Aktuell sieht die BBEG am Standort der RV Bille »eine urbane, gestapelte Produktion« mit möglicher Ansiedlung des Instituts für Hygiene und Umwelt vor. Diese verschiedenen Nutzungsinteressen für die Fläche müssen sich nach Ansicht von SPD und Grünen nicht ausschließen, sondern sollten zusammengedacht werden - um zukünftig Arbeiten, (Betriebs-)Sport, Freizeit und öffentlichen Wasserzugang an einem Ort im Hamburger Osten zu versammeln. Somit sollen die bisherigen Angebote für die Bewohner*innen und weitere Hamburg*innen erhalten und weiterentwickelt werden. Die RV Bille feiert gemeinsam mit ihren rund 200 Mitgliedern in diesem Jahr ihr 125-jähriges Vereinsjubiläum. In der Rudervereinigung werden vielfältige Aktivitätsmöglichkeiten - mit inklusivem Anspruch - angeboten. Weiter ermöglicht der Verein Kulturschaffenden, Universitäten und Schulen, seine Räumlichkeiten und Außenflächen am Wasser zu nutzen.

Im Bezirk Hamburg-Mitte befindet sich derzeit eine Machbarkeitsstudie zu einem möglichen Wassersportzentrum am Billebecken in Arbeit, das mehrere Vereine und Einrichtungen sinnvoll zusammenfassen könnte. Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie und ihre Abstimmung mit den Beteiligten sind vor weiteren Maßnahmen abzuwarten und auszuwerten.


Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. auf Grundlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie des Bezirks Hamburg-Mitte gemeinsam mit diesem Bezirk eine tragfähige Lösung für die RV Bille zu entwickeln;

a. dabei für den Fall, dass weiterhin kein alternativer Standort für die RV Bille gefunden werden sollte, am aktuellen Standort die Integration in einem Neubau zu ermöglichen und das Ersuchen der Bürgerschaft aus Drs. 21/10073 entsprechend umzusetzen. Bei in diesem Fall notwendigen Zwischennutzungsmaßnahmen ist die RV Bille angemessen zu unterstützen;

b. für den Fall der Nutzung eines Ersatzstandortes am Billebecken sicherzustellen, dass dieser mindestens gleichwertigen Ersatz für die RV Bille im innenstadtnahen Bereich der Bille bietet, bei dem auch der Zugang für Menschen mit Handicap zu den Angeboten des Ruderclubs gewährleistet ist.

2. sicherzustellen, dass die mit Drs. 21/10073 bereit gestellten Ermächtigungen aus dem Sanierungsfonds 2020 auch weiterhin zur Verfügung stehen, um sie ggf. in einen Neubau einfließen zu lassen;

3. sicherzustellen, dass die Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co.KG in angemessenen Maße etwaige Verlagerungskosten der RV Bille in Kombination mit Mittel der Freien und Hansestadt Hamburg und ggf. Dritter mitträgt.

4. der Bürgerschaft bis 31.12.2022 zu berichten.

Antrag

Hamburgische Bürgerschaft
20.04.2022

Von den Abgeordneten:
Matthias Czech, Gabi Dobusch, Sabine Jansen, Annkathrin Kammeyer, Dirk Kienscherf, Martina Koeppen, Jörg Mehldau, Baris Önes, Christel Oldenburg, Lars Pochnicht, Juliane Timmermann, Carola Veit, Michael Weinreich, Dagmar Wiedemann



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