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Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Hamburg 2020: Metropole mit lebendiger Jazzszene

Haushaltsplan-Entwurf 2011/2012
EP 3.3
Jazz gehört unbedingt zum Profil einer zukünftigen Musikstadt Hamburg. Diese Musiksparte macht aktuell zwar nur einen Anteil von 1,4 Prozent des Gesamtumsatzes des bundesdeutschen Phonomarktes aus, ist aber von herausragender Bedeutung für die Musikszene insgesamt. Jazzmusik ist in erster Linie Livemusik und stellt für Musikerinnen und Musiker, die oftmals zwischen verschiedenen Musikstilen "wandern", ein unverzichtbares Experimentierfeld und die Keimzelle für innovative Entwicklungen in ihrem Gesamtschaffen dar. So prägen Entwicklungen der Jazzmusik in hohem Maße auch die der Popularmusik, da Jazzmusiker häufig den Kern der Studiomusiker in diesem Bereich bilden. Für viele in dem Bereich Tätige ist von Nachteil, dass Jazz als Bindeglied zwischen U- und E-Musik häufig durch alle Raster öffentlicher Förderung fällt.
Jazz hat in Deutschland eine beachtliche Tradition. Gerade in den letzten Jahren haben junge Künstler wie Till Brönner, Nils Wülker oder Roger Cicero mit dazu beigetragen, diese wichtige Musikgattung auch einer breiteren Bevölkerungsschicht näher zu bringen. Der ECHO Jazz, der am 5. Mai 2010 zum ersten Mal verliehen wurde, verbindet hohes künstlerisches Niveau mit dem Anspruch an bestmögliche kulturelle Kommunikation. Könnte der ECHO Jazz nächstes Jahr in Hamburg stattfinden, würde das Hamburg als Jazzstandort erheblich Auftrieb geben und auch international positive Zeichen setzen.
In Hamburg fand in den letzten Jahren ein musikalischer Aufbruch in der Jazzszene statt. Und dies trotz schwieriger Rahmenbedingungen, wie die engagierte Diskussion in den bürgerschaftlichen Gremien, ausgehend von der Großen Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion zum Thema "Situation des Jazz in Hamburg" (Drs. 19/5141), in der letzten Legislaturperiode, eindrucksvoll gezeigt hat. Die Drucksache war dem entsprechenden Fachausschuss auf Antrag der SPD-Fraktion im März 2010 überwiesen worden, der sich sehr ausführlich mit der Drucksache befasste und eine öffentliche Anhörung zu diesem Thema durchführte. Die SPD-Fraktion hatte aufgrund des aktuellen Handlungsbedarfs für die Clubszene bereits in dieser Zeit zugesagt, die Situation der Jazzmusik in Hamburg in der nächsten Legislaturperiode erneut zu thematisieren, um konkrete Maßnahmen zur Verbesserung zu entwickeln.
In einem ersten Schritt sollen nun folgende Punkte im Mittelpunkt stehen:
a) Die Bewerbung Hamburgs für den ECHO Jazz für die nächsten drei Jahre
b) Die Stärkung des Jazzbüros e.V., als der Anlaufstelle für die Jazzszene,
- um den Informationsfluss innerhalb der Jazzszene immer neu anzuregen und zu koordinieren,


- um Beratung der Musikerinnen und Musiker und Formationen hinsichtlich vorhandener Fördermöglichkeiten, wie beispielsweise die Übernahme von Reisekosten aus internationalen Austauschprogrammen, zu verbessern,

- um das Jazzbüro in die Lage zu versetzen, kuratierend tätig zu werden sowie erfolgversprechende Hamburger Acts international vermitteln und zu Tourneen verhelfen zu können,

- um dabei zu helfen, dem Jazz zu stärkerer Berücksichtigung in der Label-Förderung, die seit kurzem marktfähige Projekte gezielt unterstützt, zu verhelfen.

c) Maßnahmen zur Unterstützung von Jazzprogrammschienen, Jazz-Abenden bzw. Konzertreihen insbesondere in Subkulturkontexten (Hafenbahnhof, Bar 227 u.a.m.):
Neben bekannten Jazz-Clubs wie dem Birdland, Cotton-Club, Stellwerk, die auch von der Club-Stiftung profitieren sollten, gibt es auch noch eine Reihe von häufig langjährig engagierten Jazzfreundinnen und -freunden organisierte Konzerte in Off-Venues, die maßgeblich von geringen Fördermitteln profitieren würden.

d) Die Kreativ Gesellschaft:
Stärkere Einbindung der Möglichkeiten der neu gegründeten Kreativ Gesellschaft in die Bedürfnisse der Jazzszene.

e) Sicherung der Förderung der Jazzfestivals:
Festivals wie insbesondere das Jazzopen mit freiem Eintritt in Planten und Blomen, das Elbjazzfestival im Hafen und Überjazz erhöhen die Aufmerksamkeit für den Jazz und bieten der lokalen Jazzszene sowohl Möglichkeiten des Austausches als auch der Präsentation.

f) Maßnahmen zur Sicherung der Ausbildungssituation Hamburg:
Hamburg verfügt aktuell über die kleinste Jazzklasse aller Musikhochschulen in Deutschland. Ohne das Engagement der Dr. E.A. Langner Stiftung, die sehr bemüht ist um den Fortbestand des Studiengangs Jazz an der HfMT Hamburg, wäre die Lage noch schwieriger.

Die Bürgerschaft möge beschließen:
1. Im Haushaltsplan-Entwurf 2011/2012 wird im Haushaltsjahr 2012 der Titel 3920.686.24 "Musik/Jazzförderung" mit einem Ansatz in Höhe von 130.000 Euro eingerichtet.
Die Mittel sind folgendermaßen aufzuteilen:
a) Die Fördermittel für die institutionelle Förderung des Jazzbüros e.V. (derzeit 49.000 Euro) werden um 15.000 Euro (auf 64.000 Euro) erhöht;
b) Zur Förderung von kleineren Jazzreihen in Jazz-Clubs und Off-Venues werden Mittel in Höhe von bis zu 15.000 Euro p.a. zur Verfügung gestellt;
c) Die Förderung von Jazz-Festivals wird auf 51.000 Euro festgelegt und damit die Festivals Jazzopen, Überjazz und das Elbjazz-Festival gefördert.
2. Zur Deckung wird der Titel 3920.686.11 "Sonstige Musikpflege" um 100.000 Euro, aus dem bisher auch die institutionelle Förderung des Jazzbüro e.V. in Höhe von 49.000 Euro finanziert wurde, sowie der Titel 3720.686.30 "besondere Kulturförderung" um 30.000 Euro abgesenkt.

3. Der Senat wird ersucht,
a) die erforderlichen Schritte zur Bewerbung der Freien und Hansestadt Hamburg sowie zur unterstützenden Finanzierung für den ECHO Jazz ab 2012 zu prüfen und die Finanzierung der voraussichtlich erforderlichen Mittel sicherzustellen;
b) unter Einbeziehung der zuständigen Fachbehörden zu prüfen, wie die Situation des Studienangebots im Bereich Jazz verbessert werden kann und der Bürgerschaft hierüber bis zum Jahresende 2012 zu berichten.

Antrag

Hamburgische Bürgerschaft
22.11.2011

Von den Abgeordneten:
Gabi Dobusch, Gunnar Eisold, Andy Grote, Birte Gutzki-Heitmann, Gerhard Lein, Christel Oldenburg, Mathias Petersen, Wolfgang Rose, Isabella Vértes-Schütter



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