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CHANCENGLEICHHEIT

Barrieren abbauen

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

01. Oktober 2008

Zwischenstopp

Das hatte ich mir anders vorgestellt: Wir wurden Samstag kurzerhand umgebucht auf einen Rückflug nach Berlin. Von dort ging es dann Stunden später im Bus weiter nach Hamburg. Damit hatte sich die Landesvorstandsklausur für mich leider erledigt.

Sonntag wachte ich mit einer dicken Erkältung auf, so dass ich mich nur für die letzte Stunde noch zum traditionellen Flohmarkt in Flottbek aufraffen konnte. Der Info-Stand in Bahrenfeld war schon aufgelöst, bis ich dort erschien - also konnte ich mich unter meine Decke flüchten und vor mich hin schniefen.

Das war dringend erforderlich, um bis zum 4:45 Uhr Aufstehtermin am nächsten Morgen wieder halbwegs fit zu sein!

28. September 2008

Kaliningrad

Kaliningrad

Eine Delegationsreise zum Erfahrungsaustausch mit ParlamentarierInnen der Region Kaliningrad hat mich jetzt zum ersten Mal in meinem Leben nach Russland gebracht: trotz allem noch immer eine andere Welt. Dabei ist Kaliningrad nicht weiter weg als München und die Latte-Macchiato-Fraktion ist auch auf dem Vormarsch! Moskau scheint wild entschlossen, die Sonderwirtschaftszone innerhalb kürzester Zeit zum Eldorado für Glücksritter jeder Art zu machen. So soll der Tourismus ausgebaut werden - einerseits mit der Kurischen Nehrung als kaum zu toppender Naturattraktion, mit einer von vier in Russland entstehenden sogenannten Spielzonen (Casinos, Hotels, Fun-Parks) andererseits.

Zu meiner Überraschung kam am ersten mit diversen Treffen vollgepackten Tag das Thema Gleichstellung auf's Tablett. Wir hatten alle schon bei unserem kurzen Besuch einer Sitzung des Parlaments bemerkt, dass der Duma - so heißt dort das Parlament - nur sehr wenige Frauen angehören. Aber dass bei dem anschließenden Vertiefungsgespräch unserer Delegation mit den Ausschussvorsitzenden die einzige anwesende Frau - zuständig für Agrarfragen - nach einem Blick in das Faltblatt über die Hamburger Bürgerschaft direkt nachfragte, wie es komme, dass wir so viele Frauen im Parlament hätten, hat mich natürlich sehr erfreut! (Ich konnte mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, welche Parteien dafür verantwortlich sind!)

Zwar gibt es in Hinblick auf die Erwerbsquote und Berufstätigkeit in Russland kaum Unterschiede zwischen Mann und Frau wie uns mehrfach versichert wurde - eine Frau an der Spitze einer Delegation wie Bärbel Duden in diesem Fall ist aber dort keine Selbstverständlichkeit.

22. September 2008

Gedöns?!

Vorführung im Hafenmuseum

Gestern beim Kinderfest Altona-Nord/Eimsbüttel habe ich mich um 17:15 Uhr verabschiedet, weil ich noch zu dem kleinen Empfang zur Einweihung des neuen Saales ins Monsun-Theater in Ottensen wollte. Darauf ein Genosse: "Dir hat man auch alles auf's Auge gedrückt, was niemand sonst haben wollte - Kultur und Gedöns und so (Frauen, Gleichstellung, Lesben/Schwule)".

Stimmt einerseits. Stimmt andererseits wieder nicht. Wer ist denn eigentlich auf die Idee gekommen, Kultur sei für unsere Partei kein zentrales Thema? Und wer kann ernsthaft glauben, dass wir auf die Stimmen der Mehrheit der Bevölkerung (=Frauen, die noch immer uns zutrauen, ihre Interessen am besten zu vertreten) verzichten könnten?

Ich jedenfalls streite mich gern mit dem jetzigen Senat über Kultur (Elbphilharmonie!). Und allen ZweiflerInnen empfehle ich beispielsweise einen Besuch im entstehenden Hafenmuseum: Dort sind ehrenamtliche HafenliebhaberInnen und Museumsleute dabei, einen echten Hamburger Schatz aufzubauen: Dort wird ein Stück Hafen gerettet, das auch die Herzen der traditionellsten Sozialdemokraten (ausdrücklich mal in der männlichen Form) höher schlagen lassen dürfte!

14. September 2008

17. Ostseeraumkonferenz 2008

Die Hamburger Konferenzteilnehmenden

Einige hatten mich vorgewarnt - eher langweilig sei diese Konferenz, da würde nicht viel dabei 'rumkommen, nicht so spannend... Und dann kam es ganz anders!

Ich fand es äußerst anregend, mit ParlamentskollegInnen aus all den Ostseeanrainerstaaten und -regionen sowie all den GastvertreterInnen z.B. aus Norwegen, Island und der Region Groningen zusammenzutreffen, um sich über Energie- und Meerespolitik, aber auch Arbeitsmarkt und Wohlfahrt auszutauschen.

Gut auch, die unterschiedlichen Standpunkte in den Vorbereitungstreffen - der SozialdemokratInnen aus verschiedenen Ländern einerseits, dann der ParlamentarierInnen aus Deutschland und schließlich der HamburgerInnen - im Zusammenspiel zu erleben.

Und richtig dramatisch wurde es gegen Ende, als nach der wegen der Flugverbindungen etwas frühen Abreise der RussInnen die VertreterInnen aus Polen, Lettland und Litauen plötzlich ankündigten, die mühsam ausgehandelte Resolution nicht mitzutragen, wenn bestimmte Punkte nicht doch noch aufgenommen würden. Für einen Moment stockte da vielen von uns der Atem - denn es wäre das erste Mal in 17 Jahren gewesen, dass die BSPC (Baltic Sea Parliamentary Conference) nicht mit einer im Konsens gefassten ERklärung zu Ende gegangen wäre.

Es ist dann doch noch gelungen. Und erleichtert darüber, mit einem Ergebnis die uns alle an unsere Kindertage (Bullerbü) erinnernde Stadt Visby auf Gotland (Schweden) verlassen zu können, sind wir nach Hause zurück.

Der Rückflug in einer kleinen engen Chartermaschine war dann das abenteuerlichste an der ganzen Reise. Und mein Magen war der "Buschpilotenlandung" (so nannte das unser Flugkapitän) auch nicht wirklich gewachsen...

03. August 2008

CSD

Veranstaltung der SPD-Fraktion zum CSD

Ferien hin oder her - die letzte Woche stand ganz im Zeichen des CSD. Als neue Sprecherin meiner Fraktion nicht nur für Gleichstellung, sondern auch für Lesben und Schwule gab es reichlich zu tun: Unsere Fraktionsveranstaltung zum Thema - ausnahmsweise einmal kein Empfang, sondern eine Fachveranstaltung - 'We are family? Kinder, Lesben, Schwule und Adoption' - fand Dienstag statt - und lief gut. Trotz strahlendem Sonnenschein waren viele gekommen, um mit meinen Podiumsgästen Caren Marks, Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Arne Platzbecker, Schwusos Hamburg, Bea Trampenau, Lesbenverein Intervention e.V. sowie den Pflegeeltern Sieghard Wilm und Ronald Wilm-Zielinski über Regenbogenfamilien zu diskutieren. Vor allem letztere haben mich tief beeindruckt mit dem, was sie aus ihrem Alltag erzählten - unaufgeregt, intensiv und berührend!

Samstag war natürlich Paradentag! Unterstützt von Partei und Fraktion machte der Schwuso-Wagen schon mächtig was her. Und nachdem ich von morgens an auf den Beinen und mit vielen anderen zusammen über Stunden vor dem Wagen hergelaufen und zuletzt auch am Stand noch Info-Material verteilt hatte, wollten meine Füße nicht mehr. Schließlich stand ja auch noch der Wochendeinkauf an...

03. August 2008

Parlamentsferien?

Irgendwann war es genug. An einem der letzten Tage hatte ich morgens einen Termin in meinem Abgeordnetenbüro (noch immer sind die Möbel nicht da, sind die Renovierungsarbeiten nicht abgeschlossen), dann normale Berufsstätigkeit bis zum Nachmittag. Darauf dann ein ganzer Terminreigen: Sozial- und Gleichstellungsausschuss - ausnahmsweise zu einem Drogenthema, nämlich zur Schließung von Subway samt drohender Obdachlosigkeit der dort betreuten KlientInnen -, noch vor Ende des Ausschusses Aufbruch zum Sommerfest der Gemeinnützigen Wohnheimgesellschaft in Altona, zu der u.a. FrauenProjekte gehört, die haftentlassene Frauen betreuen, dort wirklich informative Gespräche und Besichtigung einer Wohnung - und gleich wieder übereilter Aufbruch, weil irgendwo in Iserbrook noch ein Parteitermin anstand.

Leider hatte ich mir dazu die falsche Anschrift aus dem Internet herausgesucht - also klang der Tag etwas unerwartet und prlötzlich auf der S-Bahn-Station Iserbrook aus, wo ich bei Nieselregen 15 Minuten auf meine Bahn nachhause wartete.

06. Juli 2008

Kultur für wen?

Spannend war die Podiumsdiskussion zum Thema Kultur als Investition? in der Motte letzte Woche. Vor allem deshalb, weil überdeutlich wurde, was der grün-schwanrze Senat unter 'kreativer Stadt' versteht - nämlich eine Stadt mit einer Kultur, die nur noch in Kategorien von Ökonomie beschreib- und erlebbar ist. Und nur dann noch wertgeschätzt wird - im ganz wörtlichen Sinne! Das gilt für Soziokultur ebenso wie für alles andere. (Interessant übrigens, dass die Vertreterin der Soziokultur auf dem Podium mehrfach von Frau von Welck in ihrem Enthusiasmus für die Kulturpolitik des CDU-Senats in den letzten Jahren gebremst werden musste...)

Die Antwort von Kultursenatorin von Welck auf meine Frage nach der Intention der Umbenennung des traditionellen Kulturausschusses in Ausschuss für Kultur, Kreativwirtschaft und Tourismus ging in die Richtung, es sei toll für die Kultur, dass nun in den Werbebroschüren der Hamburger Tourismuszentrale auch 'ernsthafte' Kultur vorkomme.

Für wen war noch mal die Kultur dieser Stadt wichtig? Für wen wird sie gemacht? Wem soll sie nutzen?

23. Juni 2008

Fit mit Fraktionsvorstand?

Gabi seilt sich ab

Wer hätte das gedacht? Um Mitglied im SPD-Fraktionsvorstand zu sein ist nicht nur zusätzliches Sitzfleisch für weitere Sitzungen notwendig, sondern auch eine gewisse Bereitschaft, sich körperlich zu betätigen! Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, in den letzten Jahren freiwillig ein solches Bewegungspensum wie jetzt beim Harz-Ausflug des Fraktionsvorstandes bewältigt zu haben.

Aber siehe da - sooo schlecht habe ich mich (und alle anderen) gar nicht geschlagen und dementsprechend hat es doch (fast allen) mehr Spaß gemacht als erwartet. Mag der nächste Berg kommen!

Der Benefiz-Lauf um die Alster am Tag darauf war dann nur noch ein Klacks...

11. Juni 2008

1988, 2008 - oder gar 2018?

Das KörberForum hat sich dankenswerterweise des Themas Frauen in der Wissenschaft angenommen. Montag Abend diskutierten renommierte Frauen wie die Präsidentin der Uni Hamburg, Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter-Kurtz, darüber, warum Wissenschaftskarrieren für Frauen in Deutschland nicht drin sind - und warum wir auch hier europäisches Schlusslicht sind - und voraussichtlich auch für die nächsten Jahrzehnte bleiben, wenn das derzeitige Fenster für Neubesetzungen nicht konsequent genutzt wird, um Frauen zu berufen - und zwar nicht nur auf C1-Stellen! Oh Wunder - deshalb ist sogar die Quote ernsthaft im Gespräch!

Zur allgemeinen Erheiterung trug die Bitte der Moderatorin bei, doch bitte einmal das Datum zu nennen - die Diskussion würde ja aufgezeichnet, aber nachher könne wohl niemand mehr sagen, in welchem Jahrzehnt die Veranstaltung stattgefunden habe, da sich sowohl die Situation als auch die Argumente usw. in den letzten Jahrzehnten ja gar nicht geändert hätten!

Wie wahr. In den 90er Jahren war ich mal stellvertretende Frauenbeauftragte eines großen Fachbereiches an der Hamburger Uni - tatsächlich war die ganze Veranstaltung für mich ein einziges Déja-vue-Erlebnis. An 2018 wage ich nicht zu denken - aber wir werden den jetzigen Senat an seine vollmundigen Versprechungen erinnern!

05. Juni 2008

Fatale Signale

Der Mord an Morsal bewegt weiterhin die Menschen in dieser Stadt. Das wurde auch auf der Veranstaltung zu familiärer Gewalt gegen Frauen und Mädchen der evangelischen Akademie der Nordelbischen Kirche (zusammen mit Schura, Diakonie u.a.) gestern Abend wieder deutlich. Aber bei allem guten Willen - es fehlt zwar nicht an guten Ideen dazu, was langfristig solche schrecklichen Taten verhindert, aber an konkreten Ideen, was JETZT SOFORT getan werden könnte.

Mir macht große Sorge, was von den Schulhöfen berichtet wird und was sich in den einschlägigen Internetforen nachlesen lässt: Das Signal, das bei vielen Mädchen angekommen ist, lautet eindeutig "Überlegt euch gut, was ihr tut, denn Ihr handelt auf eigenes Risiko - schützen kann euch keiner", und manche Jungs meinen verstanden zu haben, dass sie - Recht und Gesetze hin oder her - wieder die Oberhohheit haben - über ihre Schwestern, Freundinnen und Klassenkameradinnen.

Wie kann es gelingen, dem etwas entgegenzusetzen? Wo bleiben andere Zeichen? Wo und vor allem wann (!) stemmt sich diese - nach eigenem Bekunden der Integration verpflichtete und von 'patriarchalen Strukturen' sprechende - Koalition öffentlich gegen solche fatalen Entwicklungen?



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