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TOLERANZ

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Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Gewalt an Frauen: Künstliche Jungfernhäutchen

Terres des Femmes geht davon aus, dass die Zahl der Frauen, die durch eine Operation das Jungfernhäutchen (hymen) rekonstruieren lassen, gestiegen ist. Vor allem vor der Hochzeit steigt der Druck für viele Frauen mit Migrationshintergrund, ihre Jungfräulichkeit unter Beweis zu stellen, um die "Ehre" ihrer Familie hochzuhalten. Dabei handelt es sich um eine Form von "ehrbezogener" Gewalt an Frauen.
Um neue Formen von Machismo, Sexismus und patriarchaler Strukturen und deren Folgen für Frauen bekämpfen zu können sind größere gesellschaftliche Anstrengungen erforderlich. Mangelnde Beziehungskompetenz und Neigung zu Gewalttätigkeit sind überwiegend Männerprobleme. Die Lösung dieser gesellschaftlichen Probleme muss der Senat durch eigene größere Aktivitäten unterstützen. Es wäre eine Fehleinschätzung das Problem auf Männer mit Migrationshintergrund zu verengen.

Ich frage den Senat:

1. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über die Zahl der Operationen, die in Hamburg in den letzten 10 Jahren mit dem Zweck durchgeführt wurden, ein Jungfernhäutchen zu rekonstruieren?
2. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über die Ärztepraxen bzw. Krankenhäuser in Hamburg, die solche Eingriffe vornehmen?
3. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über das Alter und die soziale Herkunft der Frauen, die in den letzten 10 Jahren einen solchen Eingriff durchführen ließen?
4. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über die Anzahl der Frauen, die in den letzten 10 Jahren Informationen und Beratung zu einem solchen Eingriff suchten?
5. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über mögliche Beratungsstellen für Mädchen und Frauen, die sich über einen solchen Eingriff informieren wollen?
6. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über die mit dem Eingriff verbunden gesundheitlichen Risiken?
7. Welche Erkenntnisse liegen dem Senat oder der zuständigen Behörde über medizinische Fachstandards hinsichtlich der Durchführung solcher Rekonstruktionen vor?
a. Ist eine begleitende psycho-soziale Beratung vor und nach dem Eingriff vorgesehen?
b. Welche Empfehlungen der zuständigen medizinischen Fachgesellschaften gibt es zu diesem Thema?
c. Welche Voraussetzungen hinsichtlich der Beratung, des Alters, der Feststellung der Einwilligung in den medizinischen Eingriff und die Aufklärung über die Risiken gibt es?
d. Welche Folgen hat die Missachtung solcher Standards für Ärzte und Ärztinnen, die solche Eingriffe vornehmen?
8. Welche Erkenntnisse hat der Senat oder die zuständige Behörde über die Kosten des Eingriffes und Möglichkeiten der Kostenübernahme des Eingriffes sowie über die Behandlung möglicher Komplikationen?
9. Ist die Aufklärung über verbreitete Irrtümer hinsichtlich des Jungfernhäutchens ein verpflichtender Teil der Sexualaufklärung an den Hamburger Schulen?
a. Wird das Thema Rekonstruktion behandelt? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
b. Welche Fortbildungen von Lehrern und Lehrerinnen hat das Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) mit welcher Resonanz in den letzten 10 Jahren zu diesem Thema durchgeführt?
10. Ist die Aufklärung über verbreitete Irrtümer hinsichtlich des Jungfernhäutchens Teil der Arbeit des Projekts MiMi - GesundheitsmediatorInnen?
a. Wenn ja, wie und von wem werden die MediatorInnen zu diesem Thema geschult?
b. Wenn nein, warum nicht?

Kleine Anfrage

Hamburgische Bürgerschaft
11.02.2009
Drucksache: 19/2220

Von den Abgeordneten:
Gabi Dobusch

Antwort des Senats



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