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Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 2008 bis 2025

Internationaler Tag NEIN zu Gewalt an Frauen

Aktualisiert: 30.01.2012

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 19. Wahlperiode - 39. Sitzung am 4. November 2009

Herr Pr­äsid­ent, mei­ne Da­men und Her­ren! Es gibt The­men, die kann man aus­sit­zen, die kann man aus­g­ren­zen oder sch­licht­weg tot­schwei­gen und ir­gend­wann, wenn man Gl­ück hat, er­le­di­gen sie sich ganz von selbst. Bei dem The­ma Ge­walt an Frau­en ist das nicht der Fall, das wis­sen wir al­le, die hier sit­zen, das wis­sen aber auch al­le Zei­tungs­le­ser und vor al­len Din­gen auch al­le Zei­tungs­le­se­rin­nen. Ge­walt an Frau­en ge­schieht und so ana­chro­nis­tisch uns das auch vor­kom­men mag, noch im­mer wird Frau­en nur, weil sie Frau­en sind, al­lein auf­grund ih­res Ge­sch­lechts, durch Zwang bis hin zur Ge­waltan­dro­hung oder auch Ge­wal­t­aus­übung die Frei­heit ver­wehrt, so zu le­ben, wie sie wol­len, auch in Ham­burg.
Vor fast ge­nau ei­nem Jahr ha­be ich an die­ser Stel­le den Se­nat auf­ge­for­dert, ein Zei­chen ge­gen Ge­walt an Frau­en in Ham­burg zu set­zen. Es soll­te ein Zei­chen sein – ich zi­tie­re jetzt aus­nahms­wei­se ein­mal mich selbst,
"…das ei­ner­seits den Frau­en si­g­na­li­siert, wir neh­men eu­re Ängs­te ernst und ver­bes­sern wei­ter die Ma­ßnah­men, da­mit wir euch in Zu­kunft wirk­sa­mer schützen ­können, als wir das bis­her tun konn­ten, und es muss gleich­zei­tig ein Si­g­nal sein, das den Tätern recht­zei­tig, näml­ich be­vor die Ta­ten es­ka­lie­ren, si­g­na­li­siert: Stopp, die­se Stadt to­le­riert kei­ne Ge­walt ge­gen Frau­en."
Wie Sie al­le wis­sen, gab es für uns da­mals ei­nen ak­tu­el­len An­lass, zu die­sem The­ma Stel­lung zu neh­men. Ich neh­me an, das tra­gi­sche Schick­sal von Mor­sal O. ist Ih­nen al­len un­ver­gess­lich. nat oder ein Mit­g­lied der Re­gie­rungs­koa­li­ti­on wird sich si­cher­lich nicht die Ge­le­gen­heit ent­ge­hen las­sen, dies hier noch ein­mal ausführlich auf­zu­lis­ten. Aus­ge­hend von der da­ma­li­gen Gro­ßen An­fra­ge an den Se­nat hat mei­ne Frak­ti­on in der Fol­ge ei­nen An­trag mit kon­k­re­ten Vor­schl­ägen ein­ge­bracht, wie der Schutz der fun­da­men­ta­len Rech­te der Frau­en auf ein Le­ben in Frei­heit und oh­ne Ge­walt ver­bes­sert wer­den könne. Wie die Mühlen ­der De­mo­k­ra­tie manch­mal so mah­len, wer­den wir die­sen An­trag auf ei­nen Lan­des­ak­ti­ons­plan zur Bekämpf­ung von Ge­walt ge­gen Frau­en tat­sächl­ich wohl mor­gen, al­so im­mer­hin noch vor dem nächst­en "In­ter­na­tio­na­len Tag ge­gen Ge­walt an Frau­en" am 25. No­vem­ber, im So­zial­aus­schuss erst­mals auf der Ta­ges­ord­nung ha­ben.
Da­mit aber be­reits am dies­jähr­ig­en 25. No­vem­ber ein Si­g­nal von Ham­burg an die Be­trof­fe­nen aus­geht, hat mei­ne Frak­ti­on zusätzl­ich be­an­tragt, sich ei­ner Ak­ti­on von TER­RE DES FEM­MES an­zu­sch­lie­ßen zum "In­ter­na­tio­na­len Tag ge­gen Ge­walt an Frau­en" Flag­ge zu zei­gen. Zum ne­un­ten Mal in Fol­ge näml­ich sind Städte und Ge­mein­den auf­ge­for­dert, die Fah­ne "Frei le­ben – oh­ne Ge­walt" zu his­sen.
(Bei­fall bei der SPD und der LIN­KEN) In 2008 wa­ren es be­reits über 5 000 Fah­nen, die im In- und Aus­land, un­ter an­de­rem auch an al­len Ber­li­ner Par­tei­zen­tra­len, ge­hisst wur­den. Ham­burg würde es un­se­res Er­ach­tens sehr gut an­ste­hen, die­sen Bei­spie­len zu fol­gen.
Jetzt geht es um die Fra­ge, wo die Flag­ge auf­ge­zo­gen wer­den soll. Es ist schon be­mer­kens­wert, dass die GAL-CDU-Frak­tio­nen in die­sem Fall, an­ders als bei der Re­gen­bo­gen-Fah­ne zum CSD, kei­ne Aus­nah­me ma­chen wol­len und vor­schla­gen, die Fah­ne an der Jus­tiz­behörde am Di­enst­sitz der Ar­beits­s­tel­le Viel­falt zu his­sen.

Wie­so dort und nicht bei Herrn Wer­sich? Das leuch­tet mir nicht ein, das ist doch überhaupt nicht lo­gisch. Ich neh­me an, dass sich die CDU-Frak­ti­on mit ih­rer al­ten Li­nie durch­ge­setzt hat und nun al­les, was ihr nicht straight ge­nug er­scheint – ich den­ke zum Bei­spiel an die Ham­bur­ger Ehe –, nicht mehr wie fr­üher an das von ihr in­zwi­schen ge­sch­los­se­ne Se­nat­s­amt für die Gleich­stel­lung schiebt, son­dern an die Ar­beits­s­tel­le Viel­falt und die GAL macht da­bei auch noch mit. Lie­be Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, das fin­de ich rich­tig pie­fig.
(Bei­fall bei der SPD) Im Zu­sam­men­hang mit un­se­rer In­i­tia­ti­ve zur Ergänz­ung des Ar­ti­kel 3 des Grund­ge­set­zes ha­ben wir be­reits er­lebt, mit wel­cher Non­cha­lan­ce die Re­gie­rungs­frak­tio­nen auf Züge aufspri­ngen und die Ide­en an­de­rer zu ih­ren ur­ei­ge­nen er­kl­ären und ent­sp­re­chend ver­mark­ten. Die­ses Mal kom­men sie im Nach­klapp mit ei­nem ei­ge­nen An­trag, ei­ner klei­nen Lösung, auf un­se­ren Vor­schlag zurück. Wir wer­den ihm nicht zu­stim­men. Wir wol­len näml­ich kein Fähnc­hen in den Ham­bur­ger Wind häng­en, son­dern dass Ham­burg Flag­ge zeigt am Rat­haus. (Bei­fall bei der SPD und der LIN­KEN) Ich war­te ge­spannt dar­auf, in­wie­weit Sie uns schlüssig ­er­klären können, warum die Re­gen­bo­gen­fah­ne für die Rech­te von Les­ben und Schwu­len am Rat­haus we­hen darf, ei­ne Fah­ne für die Rech­te von Frau­en je­doch nicht. Um Ih­rer Ver­wun­de­rung zu­vor­zu­kom­men: Die SPD-Frak­ti­on war ge­gen­über der Öff­nung der Flag­gen­ord­nung am Rat­haus im­mer sehr skep­tisch ein­ge­s­tellt, aber Schwarz-Grün hat die Flag­gen­ord­nung ge­lo­ckert und sich dafür auch hin­rei­chend fei­ern las­sen. In­so­fern ha­ben wir ei­ne neue Si­tua­ti­on und aus A folgt mei­nes Er­ach­tens auch B.
(Bei­fall bei der SPD) Ich be­g­rüße es sehr, dass die Koa­li­ti­on es eben­falls für eine gu­te Idee hält, die Wan­der­aus­stel­lung "Tat­mo­tiv Eh­re" von TER­RE DES FEM­MES ins Rat­haus zu ho­len. Ih­re Be­den­ken, mei­ne Da­men und Her­ren von der LIN­KEN, mit die­ser Aus­stel­lung könne ei­ne Ve­r­en­gung auf den Aspekt der Ge­walt im Mi­lieu von Mi­gran­tin­nen und Mi­gran­ten er­fol­gen, tei­le ich übrigens nicht. Wir ha­ben im­mer wie­der klar­ge­s­tellt, dass Ge­walt ge­gen Frau­en ein Pro­b­lem ist, das sich durch die ge­sam­te Ge­sell­schaft zieht. Pa­tri­ar­cha­le Struk­tu­ren fin­den sich tat­sächl­ich überall, aber der Ehr­be­griff in be­stimm­ten Mi­lieus ver­di­ent sehr wohl un­se­re Auf­merk­sam­keit. Ei­ne Ve­r­en­gung des Ge­samt­pro­b­lems ist mit die­ser Aus­stel­lung mei­nes Er­ach­tens nicht be­ab­sich­tigt und auch nicht ver­bun­den.
Die Stadt hat die Auf­ga­be, das fun­da­men­ta­le Men­schen­recht der Frau­en auf ein Le­ben in Frei­heit und oh­ne Ge­walt zu schützen. Las­sen Sie uns an die­sem Haus für diese Stadt ein Zei­chen set­zen. – Vie­len Dank für Ihre Auf­merk­sam­keit. (Bei­fall bei der SPD und bei Dr. Joa­chim Bi­sch­off DIE LIN­KE)



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