Aktualisiert: 30.01.2012
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 19. Wahlperiode - 43. Sitzung am 10. Dezember 2009
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Um es gleich vorweg zu sagen: Die SPD-Fraktion unterstützt diesen Antrag zur Stärkung der Hamburger Musik-Labels.
(Beifall bei der CDU und bei Michael
Gwosdz und Linda Heitmann, beide GAL)
– Bitte, klatschen Sie, so überraschend finde ich das nun auch wieder nicht.
Wir finden tatsächlich die Zielsetzung des Antrags richtig und hoffen, dass er dann auch die Wirkung entfalten wird, die wir uns alle davon erhoffen. Mein Vorredner und meine Vorrednerin haben schon ein bisschen über die Bedeutung von Hamburg als Musik- und Talentschmiede gesagt. Ich will deshalb gar nicht so viel darüber reden und nur ganz kurz die Beatles noch einmal in Erinnerung rufen und Udo Lindenberg,
(Stephan Müller CDU: Al Jarreau!)
weil das vielleicht noch Musiker sind, die den Menschen, die hier sitzen, etwas sagen. Andere, die Frau Mertens erwähnt hat, sind einigen vielleicht auch bereits ein Begriff, wie zum Beispiel Fettes Brot, andere wie das Label L'Age d'Or zum Beispiel, Fünf Sterne deluxe, Samy Deluxe und so weiter dürften den meisten hier weniger bekannt sein.
Wie sieht die Situation heute aus? Die Musikindustrie generell erlebt im Moment eine Krise. (Wilfried Buss SPD: Die Finanzierung auch!) Es ist auch eine Krise des zuletzt verwendeten Tonträgers, da MP3 und Internet die Möglichkeiten des Zugangs, der Verbreitung und des Konsums auch in der Musikbranche radikal verändert haben. Natürlich hat auch eine weitere Beschleunigung eingesetzt, wie wir sie aus dem Medienbereich insgesamt kennen. Was die Tonträger betrifft, so stehen heute noch immer alte Träger neben den neuen; wir erleben also keineswegs einen völligen Wegfall, sondern ein Nebeneinander. Auch die alte Schallplatte, die jüngeren Menschen bereits gar Techniken eingesetzt und ist schon wieder in Gebrauch.
Im Hinblick auf den kommerziellen Nutzen wirft das alles natürlich Probleme auf, wie Kollege Müller schon erwähnt hat. Das alles bietet ein Umfeld, in dem ganz neue Wege gesucht werden müssen, Labels ebenso wie Musikverlage. Investitionen in die Zukunft sind schwieriger geworden und man muss über neue Mittel und Wege nachdenken. Die Förderung der Labels, die wir hier beschließen wollen, kann dabei nur ein Element von vielen sein. Um die Szene lebendig zu erhalten und Kreativität zu ermöglichen, sind auch Proberäume, Lernmöglichkeiten im Umgang mit digitalen Medien und Veranstaltungen wie das Reeperbahn Festival sowie die Fachmesse Reeperbahn Campus nötig.
Die Hamburger Klubszene, für die Sie bereits Unterstützung geschaffen haben, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Mit den Klubs an der Sternbrücke allerdings haben Sie aus unserer Sicht nicht gerade ein Meisterstück abgeliefert, jedenfalls nicht im ersten Anlauf, aber das werde ich hier jetzt nicht weiter vertiefen.
Noch ein paar Anmerkungen zu dem Antrag selbst. Herr Müller, so wie Sie das ausgeführt haben, klang das in meinen Ohren etwas besser als das, was ich beim Lesen Ihres Antrags verstanden hatte. Mir war nämlich nicht deutlich, ob Sie tatsächlich Firmen oder Nachwuchsmusikerinnen und -musiker fördern wollen. In dem Antrag steht Labels, das kann man vielleicht so oder so verstehen. Eben haben Sie in Ihrer Rede ausgeführt, dass es Produktionen sein sollen. Ich hoffe, Ihre Rede gilt und ich habe das besser verstanden, denn mir wäre schon daran gelegen, dass die Künstlerinnen und Künstler in dieser Hinsicht unterstützt werden würden. Mir ist dabei aufgefallen, dass in der Drucksache 19/3697 zu diesem Punkt zwar erwähnt wird, dass ein Kernpunkt der zukünftigen Förderung sein soll, dass zum Beispiel neue Vermarktungswege im Internet gefunden und erarbeitet werden sollen, unter anderem natürlich auch in Zusammenarbeit mit bestimmten Einrichtungen, aber auch das findet im Moment noch keine Erwähnung in dem Antrag.
Das Internet haben Sie, Herr Müller, nur erwähnt als etwas, was der Vermarktung schadet und auch der Nachwuchsförderung im Wege steht. Ich würde das nicht unbedingt so negativ sehen, weil die neuen Medien – das wissen wir, das haben viele Musikerinnen und Musiker schon vorgemacht – natürlich auch neue Chancen für diese Künstlerinnen und Künstler bieten, selbst mit einer eigenen Vermarktung nach draußen zu gehen. Sie sind also gar nicht mehr unbedingt angewiesen auf die großen Firmen oder auf die kleinen Labels. Hier Fortbildungen anzubieten, dort eine Infrastruktur aufzubauen, die es den Musikerinnen und Musikern ermöglicht, tatsächlich in dieser Art und Weise selbst ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und voranzugehen, das fänden wir besonders toll. Wir wollen aber, dass die bereits vorgestellten Ansätze tatsächlich schnell auf den Weg kommen, und stimmen dem Antrag zu. Wir werden hoffentlich noch Gelegenheit haben, im Kulturausschuss nachträglich weiter über diesen Antrag und die andere Drucksacke zu beraten. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und bei Norbert Hackbusch und Christiane Schneider, beide DIE LINKE)