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DANKE!

Es war mir eine Ehre!

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 2008 bis 2025

30 Jahre Christopher Street Day

Aktualisiert: 30.01.2012

Begrüßung im Namen der SPD-Bürgerschaftsfraktion zum Empfang der SPD-Bürgerschaftsfraktion im Großen Festsaal, Rathaus Hamburg, Juli 2010

Mei­ne sehr ver­ehr­ten Da­men und Her­ren, lie­be Freun­din­nen und Freun­de, Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,
ich freue mich rie­sig, dass Sie / Euch al­le zu un­se­rem Emp­fang anlässl­ich von 30 Jah­re CSD in Ham­burg im Gro­ßen Fest­saal des Ham­bur­ger Rat­hau­ses be­g­rüßen zu können! Herz­lich im Na­men der SPD-Bürgers­cha­fsfrak­tion – ins­be­son­de­re auch im Na­men un­se­res Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Mi­cha­el Ne­u­mann – Mi­cha­el, wo bist Du? -, der mir als Fach­sp­re­che­rin heu­te net­ter­wei­se mal den Vor­tritt ge­las­sen hat.
Be­son­ders herz­lich möchte ich na­türlich un­se­ren heu­ti­gen Fe­st­red­ner be­g­rüßen: Den re­gie­ren­den und - wie ich stark hof­fe – ganz und gar nicht amtsm­üden Bürgermeist­er von Ber­lin und stell­ver­t­re­ten­den SPD-Vor­sit­zen­den: Klaus Wo­we­r­eit! Herz­lich will­kom­men Klaus!
Au­ßer­dem be­g­rüße ich – mal se­hen, ob ich das ei­ni­ger­ma­ßen im Rei­ßver­schluss­ver­fah­ren hin­krie­ge -:
den Be­auf­trag­ten der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on für Lesb­en und Schwu­le: Jo­han­nes Kahrs
die stell­ver­t­re­ten­de SPD-Par­tei­vor­sit­zen­de in Ham­burg In­ka Da­merau
die an­we­sen­den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus der Ham­bur­gi­schen Bürgers­cha­ft
die an­we­sen­den ehe­ma­li­gen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, ins­be­son­de­re Lutz Jo­hann­sen, den ers­ten of­fen schwu­len Ab­ge­ord­ne­ten in ei­ner SPD Land­tags­frak­ti­on
die Ver­t­re­te­rin­nen und Ver­t­re­ter der In­i­tia­ti­ven und Ve­r­ei­ne, die sich hier zum Teil mit ei­ge­nen In­for­ma­ti­onsständ­en pr­äsent­ier­en
die Ver­t­re­te­rin­nen und Ver­t­re­ter von Pri­de e.V., dem Ver­an­stal­ter des CSD
…und… hier ich ma­che mal ei­nen Punkt. Al­ler­dings muss ich noch ei­nen Glückwuns­ch und ein Dan­ke­schön lo­swe­rden: Hein und Fie­te wird näml­ich in die­sem Jahr 20 – und ih­re bewährte Cr­ew wird uns auch heu­te durch den Abend be­g­lei­ten und nach dem Ab­he­ben wie üblich ei­nen Su­per-Ser­vice bie­ten: Dafür schon mal im vor­aus herz­li­chen Dank!
Lie­be Freun­din­nen und Freun­de - 30 Jah­re CSD in Ham­burg – das ist ein­fach un­glaub­lich. Im ers­ten Jahr sol­len es ge­ra­de mal an die 1500 Men­schen ge­we­sen sein, die in Ham­burg auf die St­raße gin­gen, um sich – ei­ner mehr oder we­ni­ger pi­kier­ten und pein­lich berührten Öff­ent­lich­keit - zu zei­gen, und um ge­gen den § 175 zu pro­tes­tie­ren, der ja end­gültig ­er­st 1994 aus den Ge­setzbüchern ver­schwand. Mitt­ler­wei­le ist der CSD in Ham­burg wie in vie­len an­de­ren Städt­en auch ein Me­ga-Event ge­wor­den, fast schon im Main­st­ream – ei­ne ein­zi­ge große Par­ty.
Im letz­ten Jahr al­ler­dings stand für mich und mei­ne Par­tei so­wie für viele an­de­re hier im Raum rund um den CSD nicht so sehr die Par­ty im Vor­der­grund, son­dern mehr die Po­li­tik. Wir ha­ben al­le für eine Ergänz­ung des Ar­ti­kels 3 des Grund­ge­set­zes gekämpft und auf In­i­tia­ti­ve der SPD-Frak­ti­on hin sch­lie­ßlich ei­nen ein­stim­mi­gen Be­schluss in der Bürgers­cha­ft ge­fasst. Ham­burg hat das dann ge­mein­sam mit Bre­men und Ber­lin im Bun­des­rat ein­ge­bracht, wo die In­i­tia­ti­ve dann lei­der doch wie­der an CDU und FDP ge­schei­tert ist. Da­zu jetzt nur so viel: Wir blei­ben dran!
Das Mot­to die­ses Jah­res lau­tet „Glei­che Rech­te statt Blu­men“ – al­so we­ni­ger Sym­bol-Po­li­tik, mehr kon­k­re­tes Han­deln. Die sie­ben For­de­run­gen, die al­le ja auf den Pri­de-Sei­ten nach­le­sen können, so­weit sie sie noch nicht ver­in­ner­licht ha­ben, sind aus mei­ner Sicht al­le be­rech­tigt und un­terstützens­wert. Mal se­hen, was sich von mei­ner Frak­ti­on aus in Ham­burg in der wie auch im­mer ge­ar­te­ten ver­b­lei­ben­den Rest­lauf­zeit von Schwarz-Grün noch an­schie­ben und be­we­gen lässt.

Ein The­ma will ich noch be­son­ders her­aus­g­rei­fen, näml­ich den neu­en Volkss­port. Liest hier je­mand noch Zei­tung? Nein? Laut dem neu­en Zeit­ma­ga­zin näml­ich be­steht der neu­es­te Volkss­port der Deut­schen da­rin, Mut­maßun­gen über Männer an­zu­s­tel­len, so à la „Ist der et­wa schwul?“Nichts wird schein­bar lie­ber ge­goo­gelt als der Na­me von Pro­mis kom­bi­niert mit dem Such­wort „schwul“. Wenn es da um Per­so­nen wie Wo­wi oder Wes­ter­wel­le geht, ent­behrt das ja nicht ei­ner ge­wis­sen Ko­mik – wo le­ben die Leu­te ei­gent­lich? -, aber in der Sum­me stim­me ich dem Au­tor zu, der hier merk­würdige Ver­su­che diag­nos­ti­ziert, sich sei­ner ei­ge­nen Nor­ma­lit­ät zu ver­ge­wis­sern und das ei­ge­ne kon­ser­va­ti­ve Welt­bild best­ätigt zu be­kom­men: Al­les, was den Main­st­ream ver­un­si­chert, ist näml­ich schwul – oder les­bisch.
Wie an­ders darf der oder die Ein­zel­ne ei­gent­lich sein? Es zeigt sich hier wie an vie­len an­de­ren Stel­len, wie wich­tig die Ar­beit an tra­dier­ten Ge­sch­lech­ter­rol­len und –st­ere­ot­ypen ist - z.B.in der Jun­gen­ar­beit; z.B. in der Mädc­hena­rb­eit, z.B. auch in der Ge­walt­pr­ävent­ion. Ziel soll­te es sein, je­der/je­dem Ju­gend­li­chen ei­nen selbst­be­stimm­ten Weg der Selbst­fin­dung, frei von Vor­ur­tei­len, Be­nach­tei­li­gun­gen und jen­seits von Ste­reo­ty­pen zu eröffnen. Das ist schwer.
Wir müssen ­dabei auf­pas­sen, dass nicht durch die Hin­ter­tür wieder ganz al­te Fest­sch­rei­bun­gen des­sen, was Jun­gen und Männ­er so brau­chen, wie Mädc­hen eben so sind, ge­sell­schaftsf­ähig wer­den. Man­che Ausführung­en an­sons­ten von mir geschätzt­er Ex­per­ten wie Hur­rel­mann ma­chen mich da ganz skep­tisch.
Un­ser Ziel soll­te es sein, Re­spekt für die Viel­falt der In­di­vi­du­en zu schaf­fen und ei­nen – nötige­nfa­lls geschützten - Raum her­zu­s­tel­len für eine selbst­be­stimm­te De­fini­ti­on der ei­ge­ne Ge­sch­lecht­si­den­tit­ät und Se­xua­lität. Die meis­ten Les­ben und Schwu­len, Bi-, Trans- und In­terse­xu­el­len können ein Lied da­von sin­gen, wie be­schwer­lich das sein kann.
Ich je­den­falls bin tief da­von überzeugt, dass auch in Ham­burg ein­fach noch MEHR ge­tan wer­den muss, um Vor­ur­tei­le und Ste­reo­ty­pen ab­zu­bau­en, Un­ein­deu­tig­kei­ten zu­las­sen zu können und der im­mer noch ver­b­rei­te­ten Ho­mo­pho­bie vor­zu­beu­gen.
Das The­ma greift übrigens auch die ak­tu­el­le Kam­pag­ne „Viel­falt statt Ein­falt“ der Schwu­sos auf, In­fos da­zu fin­det Ihr hier im Saal.
In der Viel­falt der Ge­sch­lech­ter hat ein star­res Frau­en- und Männe­rb­ild ein­fach kei­nen Platz. Der CSD hat des­halb auch heu­te noch für viele ei­ne be­f­rei­en­de Wir­kung: an­ders als er­war­tet zu sein und öffen­tli­ch da­zu ste­hen zu können. Das hat - in ei­ner sich im Stil­len wie­der ver­fes­ti­gen­den Ge­sch­lech­ter­ORD­NUNG -auch für viele Zaungäste ei­ne be­f­rei­en­de und vor­bild­li­che Wir­kung.
Noch kurz zum wei­te­ren Ablauf:
Nach ei­nem kur­zen mu­si­ka­li­schen In­ter­mez­zo mit Gin­ger Wa­de ist als nächst­er Red­ner Ar­ne Platz­be­cker, der Lan­des- und stell­ver­t­re­ten­de Bun­des­vor­sit­zen­de der Schwu­sos - der Les­ben und Schwu­len in der SPD - dran. Dann folgt wie­der ei­ne mu­si­ka­li­sche Ein­la­ge, näml­ich die Kop­pel­las. Und im An­schluss wird dann Klaus Wo­we­r­eit sp­re­chen. Den Ab­schluss macht sch­lie­ßlich Kay Ray, der den meis­ten hier im Saal wohl kein Un­be­kann­ter mehr sein dürfte!
So­lan­ge al­so müssen ­Sie / bzw. müsst I­hr noch durch­hal­ten – ich wünsche je­den­falls viel Spaß – und herz­li­chen Dank für die Auf­merk­sam­keit - und jetzt Bühne f­rei für – Gin­ger Wa­de!



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