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17 JAHRE!

Es waren spannende Jahre...

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 2008 bis 2025

Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre

Aktualisiert: 30.01.2012

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 19. Wahlperiode - 54. Sitzung am 2. Juni 2010

Frau Bl­ömeke, mir hat das mit dem Schein­rie­sen bes­ser ge­fal­len, ich fand das ganz an­ge­mes­sen.
Herr Pr­äsid­ent, mei­ne Da­men und Her­ren! Ich hat­te in den letz­ten Jah­ren mehr­fach nach­ge­fragt, wie es denn so aus­se­he, wel­chen Stel­len­wert die Bekämpf­ung pa­tri­ar­cha­ler Struk­tu­ren und pa­tri­ar­cha­ler Ge­walt zum Bei­spiel im Rah­men des Kon­zep­tes Han­deln ge­gen Ju­gend­ge­walt ha­be, wie in Ham­burg ge­zielt männl­ic­he Fa­mi­li­en­mit­g­lie­der in den Com­muni­tys an­ge­spro­chen wer­den sol­len, wel­che Pro­jek­te für Jungen, für Eltern vor al­len Din­gen, für Väter es denn so ge­be oder ge­ben soll, in de­nen Ge­walt­pr­ävent­ion mit ei­ner Au­s­ein­an­der­set­zung mit Männl­ichk­eitsb­ild­ern, Ge­sch­lech­ter­rol­len, se­xu­el­len Iden­tit­äten und so wei­ter ver­bun­den wird, und wel­che Pla­nung es da überhaupt ge­be. Die Ant­wor­ten – das können Sie al­le nach­le­sen – lie­ßen viel zu wünschen übrig; las­sen Sie mich das ein­mal so vor­sich­tig for­mu­lie­ren. In­so­fern macht mich die­ser tat­sächl­ich doch win­del­wei­che Pr­üfungsauft­rag mis­s­trau­isch, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Fra­ge von Ak­zeptanz ge­gen­über glei­c­hgesc­hl­ech­tlich­en Le­bens­wei­sen bei männl­ic­hen Ju­gend­li­chen mit Mi­g­ra­ti­ons­hin­ter­grund. Ich möchte ger­ne noch ein­mal auf drei Punk­te hin­wei­sen.
Ers­tens: Wel­che Er­kennt­nis­se hat die In­nen­behörde ei­gent­lich über das Ge­walt­po­ten­zial von Ju­gend­li­chen in Be­zug auf Ho­mose­xu­el­le? Nach ei­ge­nen An­ga­ben, wie sie mir ge­macht wur­den, so gut wie gar kei­ne. Ber­lin zum Bei­spiel weiß ­da sehr viel mehr, und zwar dank des Pro­jekts MA­NEO, an­ge­sichts des­sen wir hier auch ein­mal ge­fragt ha­ben, wel­che Mögli­chke­iten es dafür in Hamburg ge­be. Die ha­ben be­reits 2006/2007 ei­ne Um­fra­ge zu Ge­wal­t­er­fah­run­gen von schwu­len und bise­xu­el­len Ju­gend­li­chen und Männ­ern in Deut­sch­land ge­macht. Dem­nach sind die Täter ho­mo­phober Ge­walt­ta­ten – nach den An­ga­ben der Op­fer – jung, männl­ich und in min­des­tens 16 Pro­zent der Fälle nicht deut­scher Her­kunft.

Vor al­lem bei Jüngeren spie­len sich die Ta­ten überwieg­end im schu­li­schen Kon­text ab, das hat die­se Be­fra­gung noch ein­mal ein­deu­tig ge­zeigt. Ich er­lau­be mir da­her den Hin­weis auf den Be­schluss der Bürgers­cha­ft aus der letz­ten Le­gis­la­tur­pe­rio­de, in dem es um Ma­ßnah­men ging, die be­sch­los­sen wa­ren im Hin­blick auf Ak­zeptanz gleich­ge­sch­lecht­li­cher Le­bens­wei­sen an Schu­len und die na­türlich im­mer noch der Um­set­zung har­ren, wie mei­ne per­ma­nen­ten Nach­fra­gen im­mer wie­der deut­lich ma­chen.
Zwei­tens: Es gibt in Ham­burg tol­le in­ter­kul­tu­rel­le se­xualp­ädag­og­is­che Ansätze, zum Bei­spiel das Pro­jekt "Sei ei­gen – mit Re­spekt!", das von pro fa­mi­lia in Wil­helms­burg durch­geführt wu­rde, die im­mer wie­der dafür pläd­ie­rt ha­ben, das doch bit­te aus­zu­wei­ten, weil es ein tol­les Pro­jekt wäre, um den Zie­len, de­nen auch die­ser An­trag nach­geht, zum Durch­bruch zu ver­hel­fen – nur ein­mal so als An­re­gung.
Drit­tens: Pro­jek­te sind ganz wun­der­bar, ich fin­de Peer-Pro­jek­te auch ei­ne tol­le Sa­che, aber aus mei­ner Sicht könnte Ham­burg auch ein­mal ein paar struk­tu­rel­le Ma­ßnah­men durchführen. Ich er­in­ne­re hier an un­se­ren An­trag zum The­ma Lan­des­ak­ti­ons­plan zur Bekämpf­ung von Ge­walt ge­gen Frau­en, dem Sie nicht fol­gen wol­len, aber auch der vom Se­nat in Aus­sicht ge­s­tell­te ak­tua­li­sier­te Ak­ti­ons­plan Op­fer­schutz ist seit Mo­na­ten überfäll­ig, da kom­men Sie auch nicht in die Hu­fe. Und ich fände es toll, wenn Ham­burg dafür sorg­en würde, ­dass so­wohl Ge­walt ge­gen Frau­en und Mädc­hen als auch Ge­walt ge­gen Les­ben und Schwu­le, Stich­wort Ha­te-De­lik­te, ein­mal an­ge­mes­sen er­fasst würden. Das gibt es näml­ich bis­her in Ham­burg auf kei­nen Fall, es gibt da in vie­ler Hin­sicht Hand­lungs­be­darf. Ich hätte es toll ge­fun­den, wenn wir uns dar­über auch in den ent­sp­re­chen­den Ausschüssen ­noch ein­mal hätt­en au­s­ein­an­der­set­zen dürfen. Das wol­len Sie nicht; scha­de, kann ich da­zu nur sa­gen. – Vie­len Dank.
(Bei­fall bei der SPD und bei Kers­ten Ar­tus DIE LIN­KE)



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