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17 JAHRE!

Es waren spannende Jahre...

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft von 2008 bis 2025

8. März, Internationaler Frauen tag: Auch nach 99 Jahren...

Aktualisiert: 30.01.2012

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 19. Wahlperiode - 47. Sitzung am 24. Februar 2010

Herr Pr­äsid­ent, mei­ne Da­men und Her­ren! Ver­ehr­te Frau Ko­op, an Ih­rer Stel­le würde i­ch mir Ge­dan­ken dar­über mach­en, ob in Ih­rer Frak­ti­on nicht bei De­bat­ten um solch net­te The­men wie Gleich­stel­lung ei­ne Männ­erq­uote an­ge­bracht wäre. Ich fände das ei­ne gu­te Idee. (Mar­ti­na Gre­ger­sen GAL: Wo ist denn Ihr Mann?) Es war ges­tern übrigens im In­ter­net nach­zu­le­sen, halb öffen­tli­ch, ei­ni­ge Mit­g­lie­der Ih­rer Frak­ti­on hätt­en kei­ne Lust auf die­se De­bat­te. Es wur­de an­ge­deu­tet, es sei doch bes­ser, die­sen Punkt fal­len zu las­sen und di­rekt zur wei­te­ren Ta­ges­ord­nung überzuge­hen, zur rich­ti­gen Po­li­tik so­zu­sa­gen. Die­sen Ab­ge­ord­ne­ten und al­len an­de­ren männl­ic­hen oder weib­li­chen Ab­ge­ord­ne­ten in die­sem Hau­se, die ähnl­ic­her Mei­nung sind, möchte ich ein Zi­tat der der­zeit am­tie­ren­den EU-Kom­mis­sa­rin für Justiz, Grund­rech­te und Bürgers­cha­ft, Vi­via­ne Re­ding, ent­ge­gen­hal­ten:
"So­lan­ge wir ei­nen Frau­en­tag fei­ern müssen, be­deu­tet das, dass wir kei­ne Gleich­be­rech­ti­gung ha­ben."
Mei­ne Her­ren – und vi­el­leicht vor­sichts­hal­ber auch mei­ne Da­men –, wenn Sie sich künftig De­bat­ten zum 8. März und zur Gleich­stel­lung er­spa­ren wol­len, dann gibt es dafür eine ganz ein­fa­che Lösung: Ent­de­cken Sie die Fe­mi­nis­tin oder den Fe­mi­nis­ten in sich. Sei­en Sie so­li­da­risch und las­sen Sie uns ge­mein­sam zügig und nach­hal­tig Gleich­stel­lung in Ham­burg ver­wir­k­li­chen.
(Bei­fall bei der SPD und der LIN­KEN) Las­sen Sie uns ei­ne ge­mein­sa­me An­st­ren­gung un­ter­neh­men und dem Auf­trag fol­gen, den uns das Grund­ge­setz gibt, näml­ich die tat­sächl­ic­he Durch­set­zung der Gleich­be­rech­ti­gung von Frau­en und Männ­ern zu förde­rn und auf die Be­sei­ti­gung der im­mer noch be­ste­hen­den Nach­tei­le hin­zu­wir­ken. Ich wer­de kon­k­re­ter. Wel­che Ver­sp­re­chun­gen hat uns der der­zei­ti­ge Se­nat ge­ge­ben und wel­che hat er ge­hal­ten? Soll­te in die­ser Le­gis­la­tur­pe­rio­de ein gol­de­nes Gleich­stel­lungs­zei­tal­ter an­ge­bro­chen sein, so ist das an mir vor­übergega­ng­en. Ich wer­de jetzt den Gleich­stel­lungs­se­na­tor beim Wort neh­men und ihn mehr­mals zi­tie­ren. Vi­el­leicht er­in­nern Sie sich, vor un­gefähr ei­nem Jahr sag­te er zum Gen­der Bud­ge­ting:
"Wir in der Jus­tiz­behörde […] wer­den im Rah­men un­se­res Pi­lot­pro­jek­tes das Gen­der Bud­ge­ting im­p­le­men­tie­ren."
Ei­ne tol­le Idee. Wir ha­ben das Gen­der Bud­ge­ting im­mer wie­der an­ge­mahnt. In der Behörde­nve­ran­st­altu­ng zum neu­en Haus­halts­we­sen hieß es dann da­zu auf mei­ne ent­sp­re­chen­de Nach­fra­ge, es sei na­türlich al­les mach­bar, aber doch nur, wenn der po­li­ti­sche Wil­le da sei.
Se­na­tor Stef­fen zum Stich­wort Lohn­un­ter­schie­de bei Frau­en und Männ­ern:
"Das Pay Gap, al­so die Ent­gelt­g­leich­heit von Frau­en und Männ­ern, ist ein ganz zen­tra­les The­ma der Gleich­stel­lungs­po­li­tik."
Da sind wir ab­so­lut ei­ner Mei­nung. Un­ser An­trag zur Berücksich­tigu­ng von Lohn­g­leich­heit bei Frau­en und Männ­ern im Ham­bur­gi­schen Ver­ga­be­ge­setz wur­de al­ler­dings glatt ab­ge­lehnt.

Der Se­na­tor zum Stich­wort mehr Frau­en in den Gre­mi­en öffen­tli­ch­er Un­ter­neh­men und öffen­tli­ch­er Ver­wal­tung:
"Das ist na­türlich et­was, das durch ein vernünftiges In­stru­men­ta­ri­um der Frau­en­förde­ru­ng vor­be­rei­tet wer­den muss, ei­ne Auf­ga­be, die wir uns für die 'Ar­beits­s­tel­le Viel­falt' vor­ge­nom­men ha­ben."
Ein gu­tes Vor­ha­ben. Un­ser An­trag bezüglich der Quo­tie­rung in Spit­zen­po­si­tio­nen, der letz­te Wo­che end­lich nach über einem hal­ben Jahr auf der Ta­ges­ord­nung stand, konn­te aber nicht ab­ge­stimmt wer­den, weil die Da­men und Her­ren noch nicht so weit wa­ren.
(Vi­via­ne Speth­mann CDU: Wir woll­ten mehr In­for­ma­tio­nen ha­ben, da­ran lag es doch!) Das von uns ge­for­der­te Kon­zept für eine Da­ten­bank zur Er­fas­sung mögli­ch­er Kan­di­da­tin­nen für Aufsich­tsräte und Vorstände: nicht da. In­for­ma­tio­nen zu vor­han­de­nen Wei­ter­bil­dung­s­an­ge­bo­ten für Frauen, die Führung­sposi­ti­on­en bei­spiels­wei­se in Gre­mi­en an­st­re­ben: nicht da. Ei­ne Er­folgs­bi­lanz der­sel­ben: überhaupt nicht an­ge­dacht.
Ge­sch­lech­ter­pa­rit­ätis­che Be­set­zung von Gre­mi­en in Ham­burg: Man überlegt noch, wel­che Ge­set­ze man dies­bezüglich in An­griff neh­men könnte. Die ge­for­der­te Bun­des­rats­in­i­tia­ti­ve zur Ände­rung des Ak­ti­en­ge­set­zes nach nor­we­gi­schem Vor­bild und die Einführung ei­ner 40-Pro­zent-Quo­te in Auf­sichtsr­äten: Man prüft und prüft und weiß nur nicht, wie lan­ge noch.
Mei­ne Da­men und Her­ren! Nor­we­gen kann es, Spa­ni­en kann es, die Nie­der­lan­de können es, auch Bel­gi­en und Fran­k­reich können es wahr­schein­lich demnächst – wor­auf war­ten wir hier ei­gent­lich noch, können Sie mir das ein­mal sa­gen? Ich bin mir si­cher, wenn wir woll­ten, könnten wir das ganz ge­n­au­so.
(Bei­fall bei der SPD) Zu ei­ner mo­der­nen Un­ter­neh­mens­kul­tur gehört ­das mitt­ler­wei­le so­wie­so da­zu.
Es wäre schön, wenn sich die Spiel­wie­se, die sich die GAL ein­ge­rich­tet hat – ich be­zie­he mich auf die "Ar­beits­s­tel­le Viel­falt" –, end­lich ent­pup­pen würde u­nd zum Sch­met­ter­ling wird, der dann auch flie­gen kann. Wir hat­ten ja die Ein­set­zung ei­ner oder ei­nes un­abhäng­ig­en Lan­des­be­auf­trag­ten für die Ver­wir­k­li­chung der Gleich­stel­lung ge­for­dert. Ich glau­be, dass die Frau­en da­mit bes­ser ge­fah­ren wären. (Glo­cke) Pr­äsid­ent Dr. Lutz Mo­haupt (un­ter­b­re­chend): Frau Ab­ge­ord­ne­te, bit­te den letz­ten Satz. Ga­bi Do­busch (fort­fah­rend): So­lan­ge der Berg der Ver­säumn­isse nicht ab­ge­tra­gen ist, wer­den Sie uns Frau­en hier im­mer wie­der zum 8. März hören. So­lan­ge die Gleich­stel­lung von Frau­en und Männ­ern nicht er­reicht ist, ha­ken wir nach. Der Ball liegt bei Ih­nen, grei­fen Sie ihn doch end­lich auf. – Vie­len Dank.
(Bei­fall bei der SPD und bei Eli­sa­beth Baum DIE LIN­KE)



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